Kommt dir das bekannt vor?
Dein Kind schreibt einen Text, aber überall tauchen Rechtschreibfehler auf. Buchstaben fehlen, werden vertauscht oder ganze Wörter sind falsch geschrieben.
Manchmal kannst du kaum erkennen, was das Wort eigentlich heißen soll.
Du fragst dich: „Warum passiert das immer wieder?“
Die Antwort:
Rechtschreibung ist ein ziemlich komplexer Prozess. Hier müssen viele Fähigkeiten zuverlässig zusammenspielen.
Welche Fähigkeiten braucht dein Kind zum Schreiben?
Feinmotorik und Kraftdosierung
Um den Stift präzise zu führen, muss die Muskulatur im Arm und in der Hand exakt angesteuert werden.
Rumpfstabilität
Die Hand und Finger können sich nur dann leicht bewegen, wenn der Rumpf und der Nacken stabil gehalten werden können.
Und zwar ohne eine Überanspannung im Oberkörper zu erzeugen.
Augenbewegung
Um scharf sehen zu können, müssen die Augenmuskeln sehr genau angesteuert werden. Beide Augen müssen gezielt auf einem Punkt bleiben könne (Blickfixation) und sie müssen auch schnell von einem Wort zu nächsten springen.
Visuelle Wahrnehmung
Hier ist die sogenannte Figur-Grundwahrnehmung wichtig: Dkann dein Kind Muster auf einem Hintergrund erkennen? Also die Linien und Kästchen im Schreibheft.
Auge-Hand-Koordination
Hier geht es um ein sehr fein abgestimmtes Zusammenspiel von den Augen und der Handbewegung.
Auditive Wahrnehmung mit Sprachverarbeitung
Kann dein Kind gut hören? Und kann es die Information auch richtig verarbeiten? Kann es sich das Gehörte merken? Versteht es das Gehörte.
Beim Schreiben muss man das, was man hört, in Buchstaben verpacken. Das Gehörte und das Geschriebene soll die gleiche Bedeutung haben.
Gleichgewicht
Das Gleichgewicht liefert wichtige Informationen über die Raum-Lage-Wahrnehmung und hilft bei der Orientierung. Hier geht es nicht nur um die eigene Orientierung, sonder auch um die Orientierung im Heft.
Was hat das mit der Rechtschreibung zu tun?
All diese Fähigkeiten sollten eigentlich automatisch ablaufen. Dann kann sich das Gehirn auf die Inhalte konzentrieren:
Geschichten ausdenken, komplexe mathematische Prozesse verstehen und natürlich auch für die Rechtschreibung.
In meiner Praxis erlebe ich jedoch oft, das diese Fähigkeiten eben nicht automatisiert sind.
Das heißt, es wird mehr Gehirnkapazität benötigt, diese Abläufe zu steuern oder zu kompensieren.
Und diese Gehirnkapazität steht dann eben nicht mehr für die Rechtschreibung zur Verfügung, und dann gibt es diese vielen Rechtschreibfehler.
In meiner Praxis schaue ich genau hin
Wie funktioniert die Augenbewegung und das Gleichgewicht?
Wie sieht es mit der Feinmotorik und der Rumpfstabilität aus?
Spielen noch aktive frühkindliche Reflexe eine Rolle?
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